Verhaltensänderung bewirken

…wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind zu viel trinkt!

Um Ihr Kind auch in schwierigen Phasen konstruktiv begleiten zu können, lohnt sich eine kurzer Einblick in das "Transtheoretische Modell", kurz TTM genannt. Hinter diesem komplizierten Namen verbirgt sich eine ganz einfache Möglichkeit, von außen besser einschätzen zu können, was Ihr Kind gerade will oder nicht will und wie Sie es dabei unterstützen können, seine bisherige problematische Verhaltensweise zu verändern. Die Grundidee dahinter ist, dass jeder Mensch selbst am besten weiß, was gerade für ihn "dran" ist. Eine der wichtigsten Fragen ist daher, für wen genau das unerwünschte Verhalten zu einem Problem geworden ist, wer unter dem Verhalten leidet und wer die Konsequenzen trägt.

Dem Modell zufolge durchläuft Ihr Kind während des Prozesses der Verhaltensänderung typischerweise fünf Phasen, um sein problematisches Verhalten zu verändern bzw. zu beenden und eine neue Verhaltensweise zu beginnen und auch stabil beizubehalten. Dabei kann Ihre Tochter oder Ihr Sohn in jeder Phase für längere Zeit verbleiben, in eine vorherige Phase zurückfallen oder die einzelnen Phasen auch mehrfach durchlaufen.

1. Phase der Absichts- bzw. Sorglosigkeit

In der Phase der Sorg- oder Absichtslosigkeit befindet sich Ihr Kind noch ganz am Anfang der Verhaltensänderung. Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn fehlt das Problembewusstsein für sein Trinkverhalten. Ihr Kind weiß weder, wo das Problem liegt, noch was sich ändern soll. Es sieht überhaupt keinen Anlass, irgend etwas zu verändern. Bekommt Ihr Kind keine Impulse von außen, kann es unendlich in seinem Verhaltensmuster verharren. Machen Sie als besorgte Eltern ihrem Kind allerdings "Stress", wird ein bequemes Verharren in der Phase der Sorg- bzw. Absichtslosigkeit unmmöglich.

Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind sein Verhalten verändert, muss es vor allem auch die Konsequenzen für sein Verhalten tragen.

Die Konsequenzen sollten immer einen Bezug zur Grenzüberschreitung haben und möglichst zeitnah erfolgen, dann fällt es Ihrem Kind leichter, diese mit seinem Verhalten in Verbindung zu bringen. Kommt Ihre Tochter oder Ihr Sohn beispielsweise immer nach dem Treffen mit seiner Clique betrunken nach Hause, muss das nächste Treffen oder auch mehrere hintereinander auch mal ausfallen.

2. Phase der Bewusstwerdung 

Ihr Kind beginnt das Problem zu erkennen und sich zu überlegen, zukünftig auch was daran zu verändern. Diese gedankliche Auseinandersetzung mit seinem Alkoholkonsum und den negativen Konsequenzen führt aber nicht unbedingt zu einer Verhaltensänderung. Ihre Tochter oder Ihr Sohn ist zwar unzufrieden über die Konsequenzen (Nachteile), möchte aber gleichzeitig nicht auf die Vorteile seines Verhaltens verzichten. Solange die Vor- und Nachteile sich die Waage halten, wird es Ihrem Kind schwer fallen, den nächsten Schritt zu gehen. Nehmen die Nachteile zu oder rücken die Vorteile seiner Verhaltensänderung jedoch in den Vordergrund, vollzieht sich der Übergang in die dritte Phase leichter für Ihr Kind.

Unterstützen Sie Ihr Kind beim nächsten Schritt. Lassen Sie es angekündigte Konsequenzen für sein unerwünschtes Verhalten deutlich spüren und/oder überlegen Sie sich eine Belohnung als attraktives Ziel, wenn es über längere Zeit erwünschtes Verhalten zeigt. 

Möglicherweise erlauben Sie Ihrem Kind mit seinen Freunden übers Wochenende oder in den Ferien wegzufahren oder stellen eine finanzielle Beteiligung am Führerschein in Aussicht. Gerade im Zusammenhang mit der Fahrerlaubniss muss Ihr Kind deutlich mit seinem Verhalten zeigen, dass es verantwortungsbewusst mit seiner Freiheit umgehen kann und selbst- verständlich auf Alkohol verzichtet, wenn es am Staßenverkehr teilnimmt.

3. Phase der Vorbereitung 

In dieser Durchgangsphase sind Menschen hoch motiviert, an ihrem Verhalten zu arbeiten, da die Vorteile einer Verhaltensänderung stark in den Vorder- grund rücken. Ihr Kind hat evtl. seinen Freunden von den Änderungsplänen erzählt und lässt auch in vertrauensvollen Situationen zu, dass das Problem klar benannt wird. Es ist offen für Vorschläge und die Unterstützung durch andere. Auch wenn das Fehlverhalten noch nachwirkt, in Form von Verschul- dung oder schlechen Schulnoten, sollten Sie als Eltern darauf achten nur das problematische Verhalten zu verurteilen, und nicht Ihr Kind als Person abwerten.

Würdigen Sie, dass Ihr Kind das Problem angeht.
"Toll wie du das machst. Ich kann mir denken, wie schwer dir das fällt."

Fragen Sie, wie Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn helfen können, ohne dabei die negativen Konsequenzen aus dem Fehlverhalten auf- bzw. abzufangen, und belohnen Sie die gelungenen Verhaltensänderungen. Dadurch erhöhen Sie die Motivation, das veränderte Verhalten beizubehalten. So ist z.B. die Aussicht auf eine Unterstützung beim Führerschein ist für die meisten Jugendlichen sehr verlockend, da die Fahrerlaubniss für viele mehr Autonomie bedeutet.

4. Phase der Handlung

Die Phase der Handlung ist die aktivste im Prozess der Verhaltendänderung. Sie birgt aber auch das größte Risiko für Rückschritte in vorangegangene Phasen. Ihr Kind bewertet nun sein eigenes Verhalten in der Vergangenheit kritisch und versucht, seine eingefahrenen Verhaltensmuster zu kontrolliern und zu verändern. Dies gelingt nur mit starker Entschlossenheit. Lob und Anerkennung für das, was Ihr Kind bereits geschafft hat, bringt weiterhin Motivation und Kraft, die Veränderungen beizubehalten.

Unterstützen Sie Ihr Kind beim Aufbau von attraktiven Handlungsalternativen, die ebenfalls Spaß machen und vom unerwünschten Verhalten ablenken.

Oft geht mit einem veränderten Trinkverhalten bei Jugendlichen auch eine Veränderung des Freundes- oder Bekanntenkreises einher. Ermöglichen Sie Ihrem Kind, den Kontakt zum neuen Freundeskreis zu pflegen. Geben Sie Ihm die Chance, wieder größere Freiräume beim Ausgehen oder bei einer Party bei sich zu Hause verantwortungsvoll zu nutzen. Wenn Sie Ihrem Kind nicht nur Vorwürfe machen, sondern seine positiven Verhaltensweisen- sowohl Bemühungen und Erfolge- anerkennen, wird sich das gesamte Familienklima zunehmend verbessern.

5. Phase der Aufrechterhaltung

Behält Ihr Kind das neue Verhalten länger als sechs Monate bei, befindet es sich in der Phase der Aufrechterhaltung. Hierbei geht es einerseits um die Verselbstständigung des neuen Verhaltensmusters, andererseits um bewusste Strategie zur Vermeidung eines Rückschrittes in bereits durchlaufende Phasen. Im Grunde kennt das fast jeder von uns und eine gesündere Lebensweise stellt auch für die meisten Erwachsenen eine lebenslange Herausforderung dar.

Jugendliche denken in anderen Zeiträumen. Die unmittelbaren Vor- und Nachteile ihres Verhaltens zählen viel stärker. Was in einem Jahr oder womöglich noch später ist, interessiert sie meist nicht.

In der Regel wird es bei Jugendlichen daher eher um einen risikoarmen und  verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol gehen und nicht auf einen völligen Verzicht hinauslaufen.

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